Musik aus dem Land der tausend Seen

von Christian (Kommentare: 0)

19.09.2023: Die finnische Akkordeon-Virtuosin Teija Niku bei Prisma

Mit einem grandiosen Konzert der finnischen Akkordeonistin und Sängerin Teija Niku startete der Folkclub Prisma in die Herbstsaison 2023. Co-präsentiert wurde das Solokonzert der Musikerin, die zur Spitze der finnischen Folkszene gehört, von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft.

Ihre Eigenkompositionen setzt Niku vor zahlreich erschienenem Publikum auf ihrem eleganten Pigini Knopfakkordeon gekonnt in Szene. Mühelos zwischen nordischer Folktradition und Rhythmen des Balkans oszillierend, inspiriert von Tango, Jazz und französischer Musette, verzaubert die Musikerin mit Liedern und Melodien, so schillernd und geheimnisvoll wie ein Nordlicht.

Mit der Momentaufnahme "Hetki" beginnt die Reise durch das musikalische Universum Teija Nikus. Meisterhaft zelebriert die Künstlerin die Register ihres Akkordeons und lotet dabei allerhand Möglichkeiten des Instruments aus: Neben dem perkussiven Einsatz der Diskantknöpfe und sogenannten "Balgshakern" lassen flinke Melodie- und Bassläufe den Abend zum akustischen Genuss werden.

Ihre musikalische Vielseitigkeit stellt Teija mit "Roihu" unter Beweis, einer Melange aus prachtvollem Menuett und rasanter Polska. Das Stück ist einer kleinen Saunahütte bei Helsinki gewidmet, welche ihr zeitweise als Proberaum diente. Eine balkanesisch-finnische Symbiose stellen die Melodien von "Limp" im 5/8-Takt, "Yksi Ruusu" im 7/8-Takt und "Eleno kerko" dar. Mit ihnen macht Teija Niku deutlich, wie gut verschiedene Kulturen miteinander harmonieren können, wenn Musik ihre gemeinsame Basis ist.

Das getragene "Syvyydessä" ist eine Ode an die tiefste Note des Akkordeons: Töne wie das Schnarchen eines Wals, die mäandern, sich in der endlosen finnischen Weite verlieren, um sich am Ende auf wundersame Weise wieder zu finden.

Über Vergangenes nachdenken, während man Neues erwartet; "Vuoden ensimmäinen päivä" fängt die unverwechselbare nordische Traurigkeit an einem finnischen Neujahrstag ein. Glasklar wie die Luft an einem nordischen Wintertag begegnet den Zuhörern auch das vom mazedonischen 7/8 Takt inspirierte "Kotva", welches mit verschiedenen Wortbedeutungen sowohl in Finnland als auch auf dem Balkan existiert.

Melancholie webt sich wie ein roter Faden durch die Musik von Teja Niku: Es ist die Art von düster-hoffnungsvoller Stimmung, die große Kunst hervorbringt, zu der gute Laune selten imstande wäre. A propos Melancholie: Natürlich durfte mit "Peshekee" auch ein finnischer Tango nicht fehlen, ganz in der Tradition von Unto Mononen und Astor Piazzolla. „Violan polska" für Teja Nikus Tochter, die zu dieser Zeit bereits im Pforzheimer Hotelbett weilte, war Zugabe und zugleich Abschluss des zauberhaften Konzerts.

smo

Zurück

Kommentar schreiben